Die haben meine IP




Die haben meine IP

Beitragvon REcherche TEam » Fr 22. Aug 2008, 04:57

Um Missbrauch und wissentliche Falscheingaben zu vermeiden, wird Ihre IP-Adresse gespeichert. Anhand dieser Adresse sind Sie über Ihren Provider identifizierbar.

Diese und ähnliche Sätze lesen wir auf vielen Seiten, die mit großen Versprechen und klein gedruckten Preisen im Internet auf Kundenfang gehen. Und auch beim anschließenden Inkasso durch Firmen und Rechtsanwälte kommt die berüchtigte IP-Adresse oft ins Spiel. Die gespeicherte IP-Adresse beweise den Vertragsabschluss, heißt es dann bisweilen. Oder: Durch die IP-Adresse sei man als Opfer Kunde klar identifiziert und müsse bezahlen. Stimmt das wirklich? Ich denke, es ist endlich mal Zeit, in Sachen IP-Adresse mit ein paar Missverständnissen aufzuräumen.

Auf der Seite XYZ steht, dass die meine IP-Adresse gespeichert haben und dass ich durch meinen Provider identifizierbar sei. Was heißt das genau?

Eine IP-Adresse ist so etwas wie eine Hausnummer im Internet. Sie ist notwendig, damit zwischen Ihrem Computer und dem des Anbieters überhaupt Daten ausgetauscht werden können. Somit ist es völlig normal, dass Ihre IP-Adresse bekannt wird. Auch die Speicherung von IP-Adressen ist auf vielen Seiten üblich, vor allem, wenn sie für Abrechnungszwecke oder aus technischen Gründen erforderlich ist.

Ich habe in einem Formular auf einer Internetseite einen falschen Namen/eine falsche Adresse/ein falsches Alter angegeben. Können die über die IP-Adresse herausfinden, wer ich wirklich bin?

Ja, aber nur theoretisch und über sehr schwierige Umwege. Als “normaler” Internetsurfer bekommen Sie von Ihrem Provider (T-Com, Hansanet, etc). bei jedem Internetbesuch eine neue dynamische IP-Adresse aus einem riesengroßen Pool von Adressen zugewiesen. Das heißt, Ihre IP-Adresse wechselt jedes Mal, wenn Sie ins Internet gehen. Ihr Provider darf Privatpersonen oder Unternehmen aber nicht einfach so mitteilen, wer wann mit welcher IP-Adresse gesurft ist. Diese Daten darf er nur dann herausgeben, wenn es einen Gerichtsbeschluss gibt. Und diesen Beschluss wiederum gibt es erst, wenn eine Staatsanwaltschaft den Richter überzeugt hat, dass man diese Daten haben muss, um eine Straftat aufzuklären.

Das Unternehmen müsste also theoretisch Strafanzeige wegen Vordachts einer Straftat erstatten. Dann müsste die zuständige Staatsanwaltschaft einen Beschluss beantragen. Dann müsste ein Richter überzeugt werden, den Beschluss zu unterschreiben. Dieser müsste Ihrem Provider zugehen. Der Provider wiederum müsste die Daten herausfinden und den Ermittlern mitteilen. Danach erst könnte das Unternehmen im Wege der Akteneinsicht sehen, wer wirklich hinten der genannten IP-Adresse steckt.

Wie oft ist es schon vorgekomen, dass Unternehmen über Staatsanwaltschaft und IP-Adresse an die richtigen Daten eines Internetsurfers gekommen sind?

Vor allem bei Urheberrechtsverletzungen (also zum Beispiel im Fall von Tauschbörsen, bei denen illegal Videos und Musik verteilt werden) kam das in der Vergangenheit mehrfach vor. Bei so genannten Abo-Fallen und anderen Internetangeboten mit gut versteckten Preisen ist bislang kein einziger Fall bekannt.

Wie lange kann mein Provider denn herausfinden, dass ich zu einer bestimmten Zeit über eine bestimmte IP-Adresse gesurft bin?

Diese Daten dürfen nur gespeichert werden, solange sie zur Abrechnung nötig sind. In der Regel sind das höchstens 80 Tage. Wenn Sie über eine Flatrate surfen, sind Ihre Verbindungsdaten eigentlich gar nicht nötig für die Abrechnung. Ihr Provider muss diese also nach Trennung der Verbindung sofort löschen. Das haben auch die Gerichte festgestellt. Tatsächlich wird die IP-Adresse von vielen Providern sieben Tage gespeichert.

Ich habe eine Rechnung/Mahnung erhalten, in der ebenfalls (m)eine IP-Adresse aufgeführt wird. Ist das wirklich ein Beweis dafür, dass ich einen Vertrag mit denen abgeschlossen habe?

Nein, überhaupt nicht. Ein Vertragsschluss hängt von ganz anderen Faktoren ab. Zum Beispiel davon, ob Sie gewusst haben, dass Sie auf der Seite einen Vertrag eingehen. Ob Sie über die Einzelheiten des Angebots aufgeklärt wurden und klar und deutlich über den Preis. Die IP-Adresse allein könnte höchstens erweisen, dass jemand von Ihrem Computer aus zu einem bestimmten Zeitpunkt über Ihren Provider auf der Seite war. Mehr aber auch nicht.

Warum verweisen die Anbieter und Inkassofirmen dann immer auf die gespeicherte IP-Adresse, wenn sie Geld fordern?

Vermutlich deshalb, weil es Eindruck machen - und einschüchtern - soll. Gerade Unternehmen, die bei ihren Angeboten die Kosten verstecken, vom Ausland aus agieren, und vor Gericht möglicherweise schlechte Karten hätten ihre Forderungen einzuklagen, sind auf ein knallhartes Inkasso angewiesen. Der Verweis auf die gespeicherte IP-Adresse ist ein Weg, “Kunden” zum “freiwilligen” Zahlen der erhobenen Forderungen zu bewegen.
REcherche TEam
 
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